Dass sich ein sportlicher Erfolg nicht immer am Endergebnis eines Spiels festmachen lässt, belegte das Heimspiel der SG Kunstadt/Weidhausen gegen den ESV Regensburg II. Denn der Landesliga-Aufsteiger zeigte am Sonntagnachmittag in der Michelauer Mainfeldhalle gegen den Titelaspiranten aus der Domstadt eine imposante Leistung, um sich dem Tabellenführer dann doch mit der Schlusssirene mit 26:27 (11:15) geschlagen geben zu müssen.
Am letzten Spieltag hatte die Regensburger Reserve mit einer ähnlich starken Aufstellung die HSG Pleichach noch mit 36:14 aus der Halle geschossen – gegen die SG bedurfte es da schon eines Treffers in allerletzte Sekunde, der die wacker kämpfenden Gastgeberinnen am Ende einer hochklassigen Partie mit leeren Händen dastehen ließ. Die Tränen einzelner Spielerinnen waren aber relativ schnell getrocknet, denn vom Publikum gab es stehende Ovationen für diesen begeisternden Auftritt.
Die Gäste zeigten nämlich über 60 Minuten, dass sie nicht zufällig die Landesliga anführen. Schnelles Passspiel, Torabschlüsse aus allen Positionen und ein hohes Tempo kennzeichneten das Spiel des ESV auch in Michelau. Schnell lag Regensburg dank der bärenstarken Linda Baumgardten mit 4:0 in Front (6. Minute). Die zuletzt viermal ungeschlagene SG brauchte einige Zeit, um sich an dieses Tempo zu gewöhnen. Zudem musste Trainerin Gahn auf die erkrankte Fabienne Seufert verzichten. Auch deshalb bestimmten die Gäste über weite Phasen die erste Halbzeit und schienen nach dem Zwischenspurt von 7:10 (19.) auf 8:13 (24.) der SG zu enteilen. Diese präsentierte sich aber in der Offensive vor allem über Nadine Freitag treffsicher, so dass sich der Rückstand zur Halbzeit noch in Grenzen hielt (11:15).
Das Erstaunlichste folgte dann nach dem Wiederanpfiff: Die SG war in der Lage, noch einen Gang nach oben zu schalten und hatte den ESV damit am Rande einer Niederlage. Vor allem in der Defensive wurde nun konzentrierter gearbeitet. Nora Glaß kämpfte auf der vorgezogenen Mitte gegen Sophia Peter sprichwörtlich bis zum Umfallen, und auch wenn die weiterhin gefährlichen Anspiele an Kreisspielerin Annelie Galgenmüller nicht völlig verhindert werden konnten, schmolz der Regensburger Vorsprung dank der Tore von Lina Pühlhorn am Kreis von Minute zu Minute. Großen Anteil an der Aufholjagd hatte auch Kerstin Pittereich, die teils unglaubliche Paraden zeigte. In der Offensive wurde ein weiteres Erfolgsrezept der SG deutlich. Wen immer Trainerin Gahn auch einwechselte – wenig später sorgte die neue Spielerin für einen Torerfolg! Dies galt sowohl für Lena Bauer als auch für Melanie Riedel, Vanessa Staudt und Marie Berghold. Mit derart viel Variabilität war der Aufsteiger dem Meisterschaftsfavoriten ab der 45. Minute (18:21) sogar überlegen. Folgerichtig erzielte Steffi Kübrich den Ausgleichstreffer zum 21:21 (50.) und wenig später Marie Berghold das 22:21 (51.). Beide Teams lieferten sich in den letzten Minuten ein hoch dramatisches Finale auf Augenhöhe. Selbst das 24:26 (59.) konterte die SG über Nora Glaß 15 Sekunden vor Spielende noch zum 26:26. Die Halle stand Kopf! Im Stile einer echten Spitzenmannschaft nutzte aber Regensburg die letzten Sekunden zum entscheidenden Treffer, indem ein zunächst abgefangener Rückraumwurf den Weg zu ESV-Flügelspielerin Annalena Kessler fand, deren Heber mit der Schlusssirene doch noch im SG-Tor landete.
SG Kunstadt/Weidhausen: Pittereich K. / Fritz (Tor), Freitag 7/4, Glaß 3, Pühlhorn 3, Bauer 3, Kübrich 2, Held 2, Staudt 2, Berghold 2, Riedel 1, Schnack 1, Pitterich A.
ESV Regensburg II: Hecht / Poschenrieder (Tor), Baumgardten 8/5, Kessler 6/1, Galgenmüller 5, Bertuccini 3, Peter S. 3, Peter N. 1, Popovici 1, Wyrwoll, Gayr, Kunz, Scheffter, Wörl.
Schiedsrichtergespann: Groß / Weiß (beide TV Münchberg)
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