Einen deutlich höheren Unterhaltungswert als es das klare Endergebnis vermuten ließ, offenbarte das Bezirksoberliga-Lokalderby zwischen dem TV Oberwallenstadt und der SG Kunstadt/Weidhausen am vergangenen Samstagabend. Denn auch wenn die SG zu einem ungefährdeten 16:25 (6:13)-Auswärtserfolg beim Aufsteiger kam, quittierte das Publikum in der gut gefüllten Lichtenfelser Sporthalle nach dem Schlusspfiff die kämpferische Leistung beider Mannschaften mit stehenden Ovationen. Allerdings zahlte die SG für diesen wichtigen Sieg auch einen hohen Preis.
In der 40. Minute stockte nämlich der gesamten Halle der Atem. Nach einer erneut spektakulären Parade blieb SG-Torfrau Irene Dinkel-Dill beim Stand von 11:17 unter großen Schmerzen am Boden liegen und hielt sich weinend das linke Knie. Verdacht – Kreuzbandriss! „Ich hatte bereits vor dem Spiel kein gutes Gefühl, da wir nur mit einer Torfrau auflaufen konnten“, kommentierte SG-Trainer Niklas Knauer nach dem Abpfiff die bitterste Szene des eigentlich so erfolgreichen Spieltags.
Doch die darauf folgende Reaktion seines Teams sprach für die Ge- und Entschlossenheit seiner Mannschaft an diesem Tag: Feldspielerin Sarah Biewald zog sich kurzerhand das Torwarttrikot über und versetzte die SG-Bank nach dem ersten Schock mit tollen Paraden in einen wahren Freudentaumel und musste in 20 Minuten nur viermal hinter sich greifen.
Dem TVO gelang es nicht, aus dem Missgeschick der SG Kapital zu schlagen. „Ich kann meiner Mannschaft heute eigentlich nur die schlechte Trefferquote vorwerfen“, bilanzierte dann auch Michael Bernert seine Premiere als neuer TVO-Coach, musste aber zeitgleich auch die Übermacht des ehemaligen Landesligisten in der Offensive einräumen. „Mein Team hat aber eine tolle Moral bewiesen. Mit solch einer Einstellung ist aus dieser Mannschaft noch viel rauszuholen“, zeigte sich Bernert trotz der Höhe der Niederlage optimistisch.
Grund für die am Ende klaren Verhältnisse war neben dem spielerischen Übergewicht der Gäste vor allem deren unbändige Einsatzwille. „Heute bin ich mit meiner Mannschaft hochzufrieden“, bilanzierte Trainer Knauer, der nach der völlig unerwarteten Niederlage gegen Marktleugast für Samstag eine deutliche Leistungssteigerung eingefordert hatte. Und vom Anpfiff an folgten Seufert & Co der Vorgabe ihres Trainers.
Es dauerte nämlich bis zur 12. Minute, bis der TVO über Lea-Marie Borchert den ersten eigenen Treffer erzielte. Bis dahin war die SG bereits auf 0:5 davongezogen, weil die Abwehr enorm zweikampfstark war und Irene Dinkel-Dill im Tor eine bärenstarke Leistung zeigte.
Als der TVO vor allem über die treffsichere Nina Lausch seine Anfangsnervosität abgelegt hatte, entwickelte sich streckenweise eine Derby auf Augenhöhe. Doch beispielsweise Isabelle Redingers Zug zum Tor und die breitere Spielanlage der SG über die treffsicheren Außenspielerinnen Lena Bauer, Franziska Röschlein und Christin Gutsch machten den Unterschied. Der TVO ließ sich aber weder durch den 6:13-Pausenstand noch durch das 12:21 (50.) entmutigen und lieferte dem Favoriten bis zum Schluss ein Duell mit vielen packenden Szenen.
Allerdings gab es für die SG auch noch eine zweite Hiobsbotschaft zu verkraften: Neben Irene Dinkel-Dill zog sich in den Schlussminuten auch noch die gut aufspielende Laura-Michelle Fiedler eine Fußverletzung zu, sodass die SG auf die im Derby gezeigten Kämpferqualitäten in den nächsten Wochen verstärkt wird zurückgreifen müssen.
SG Kunstadt/Weidhausen: Dinkel-Dill / Biewald – I. Redinger (6/2), Baier (4), Berghold (3), Röschlein (3), Seufert (3), Gutsch (2/1), Bauer (2), A. Redinger (1/1), Fiedler (1), Weber, Braun, Pühlhorn.
TV Oberwallenstadt: Müller / Fischer / Fleischer – Lausch (8/3), Popp (3), Borchert (2/1), Scheer (1/1), Lutter (1), Püls (1), Vogler, Sünkel, Lorenz.
Schiedsrichter: Wolf
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